Oliven für Morgen

Vertagt
Eines der Mitbringsel, welches ich vom Mallorca-Urlaub im September mitgenommen habe, waren Oliven. Richtig gute Oliven mit Peperoncino verfeinert sind. Abgepackt und vakuumiert, damit sie so schmackhaft bleiben, wie sie es auch in einem Restaurant am Strand von Cala Ratjada wären. Die perfekten Apéro-Häppchen zu einem besonderen Anlass. Und so ein Anlass hat sich auch rasch ergeben. Für den 26. Dezember war ein Familienfest geplant. In dieser Runde trifft man sich höchstens zweimal pro Jahr und da etwas zu servieren, was nicht im Coop um die Ecke schnell besorgt wurde, empfand ich dem Anlass gebührend. Doch es kam anders. Corona mag wohl keine Oliven. Seither ist die Packung 500 Gramm Oliven, verfeinert mit Peperoncino wieder bei mir im Schrank. Neben der noch ungeöffneten Konfitüre mit Himbeeren, Litschis und Rosen aus Frankreich und den drei scharfen Saucen, die ich als Geschenk aus Südamerika bekommen habe.

Verpasst
Letzte Woche küsste mich die Muse. Getrieben von einem kleinen Experiment in Kombination mit der zufälligen, aber perfekt passenden musikalischen Unterstützung entstand ein Moment, in dem mir die Idee für einen Text plötzlich sehr, sehr klar war. Ich hatte bereits die einzelnen Absätze im Kopf, sowie auch schon einige Sätze ausformuliert. Das einzige, was ich nicht hatte: die Motivation, in der 30-minütigen Zugfahrt nach Hause von der Arbeit meinen Laptop auszupacken und die Sätze nieder zu schreiben. Nicht mal für erste Notizen. Dies nicht, weil die Idee mir „zu schlecht oder langweilig“ gewesen wäre. Sondern schlicht, weil ich der Überzeugung war, dass die Idee noch in 60 Minuten da sein wird, wenn ich gemütlich zu Hause auf dem Sofa schreiben kann. Dort angekommen aber war ich wieder im Alltag angekommen und das Gefühl, den Text schreiben zu müssen… schreiben zu können… war wieder weg.

Verl…
Da sassen sie nun also, zusammen am Ufer des Sees. Ihr zweites Date: spazieren, reden und dabei ein bisschen aufgeregt, aber glücklich sein. Je länger sie zusammen um den See schlenderten, umso faszinierter war er von ihr. Ihr Augen, Ihre Stimme und vor allem ihr Lachen. Alles an ihr liess ihn nur eines Denken: „Wow…“. Der nächste Schritt musste getan werden. Aber wie? Einfach fragen und schauen, was passiert? Nein, das wäre merkwürdig. Es muss einen anderen Weg geben. So sitzen sie also direkt am Ufer des Sees, während seine Gedanken rasen. Da schiesst ihm eine Idee durch den Kopf. Eine total absurde Idee, die ihn selbst zum Lachen bringt. „Was ist?“ fragt sie lächelnd. „Ich könnte lügen. Ihr etwas anderes erzählen und nicht gleich zeigen, wie komisch ich manchmal sein kann. Oder…“. „Ich habe mir gerade selbst gesagt, dass ich nun etwas männliches tun muss. Das Männlichste, was in diesem Moment möglich ist!“. „Und das wäre?“. Anstatt weiter zu reden, liess er Taten folgen… und nahm sanft ihre Hand in seine. Das erste „Händchen halten“ war Tatsache. Sie begann zu lachen. Herzlich, gelöst, süss. Dann nahm sie seinen Arm, legte ihn über ihre Schulter und lehnte sich an ihn. „Innert 5 Sekunden vom Händchen halten zum Kuchscheln, nicht schlecht“ dachte er. So verweilten die zwei eine Weile in diesem Moment. Nur Sie, der See und die Sterne im Nachthimmel. Bis sie sich nach einiger Zeit wieder aufrichtete, sich ihre Blicke trafen. Langsam bewegten sie sich aufeinander zu und in der Stille der Nacht küssten sie sich. Zum ersten Mal. Begleitet von einem kleinen, nur wenige Sekunden dauernden Regenschauer. Und das einzige, was er noch denken konnte, war ein Wort: „Wow…“

Was ich mit diesen drei kleinen Geschichten sagen will… Natürlich kann man Feste auf später verlegen, Texte später schreiben oder sich ein anderes Mal dazu entscheiden, mutig zu sein. Doch eine Garantie für ein nächstes Mal gibt es nie. Und egal ob der Moment nun richtig, falsch, passend, gebührend, ungünstig oder perfekt ist: Der Moment ist immer jetzt.