
Es war mehr Zufall als Wunsch, wie wir damals zu unserem Hamster gekommen sind. Es galt damals, 11 Geschwister irgendwo im Verwandten- und Bekanntenkreis irgendwie unterzubringen und da der Unterhaltsaufwand eines Hamsters ziemlich gering war, haben wir uns spontan dazu entschlossen, einen zu übernehmen. Einen Käfig lässt sich schon finden und bei Fragen haben wir ja praktisch ein Hamster-Lexikon auf der anderen Seite des Chats. Also stand dem Hamster-Abenteuer nichts mehr im Wege.
Wir gingen also vorbei, um zu schauen, welcher der übrig gebliebenen Hamsterchen „unser Hamster“ werden würde. Woran man das ausmacht, wussten wir nicht. Ich weiss es ehrlich gesagt auch heute nicht. Alle stopfen sich gerne Essen in die Backen, wuseln im Käfig umher und sehen dabei niedlich aus. Wer es werden sollte, war eigentlich Jacke, wie Hose. Bis der Käfig geöffnet wurde und wir „mal einen nehmen sollten“ und einer der kleinen sich auf unserer Hand ausbreitete. Er war niedlich, mega klein und weiss/grau im Fell. Nach einigen Sekunden drehte er sich um und ging wieder zurück in den Käfig. Nur, um nach einigen Augenblicken wieder zurück auf die Hand zu kommen. Dieses Spiel wiederholte sich einige Male und wir waren sicher, dass wir „unseren“ Hamster gefunden haben.
Einige Tage später war er dann bei uns und hat es sich heimisch gemacht. Wir fütterten ihn einmal pro Woche, gaben ihm alle 2-3 Tage frisches Wasser und beobachteten, wie er seine Runden im Laufrad drehte. Die Zeit verging und ich konnte einiges über die Lebensweise von Hamstern erfahren. Hier einige Fakten, die ich aus erster Hand bestätigen kann:
- Hamster sind ein bitzeli Paranoid
Ich kann verstehen, dass es hart sein muss, die ersten Wochen des Lebens mit 10 Geschwistern zu verbringen. Ich hatte nur zwei und fragte mich manchmal, ob man diese nicht gegen eine Nintendo 64 umtauschen konnte. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es ist, gegen 10 Geschwister um sein Essen, Schlafplatz und Platz in der Gesellschaft zu kämpfen. Doch spätestens nach ein paar Monaten, die er als Einzelhamster bei uns verbracht hat, hätte er schon realisieren können, dass er alleine in diesem Käfig ist. Es ist also nicht nötig, jedes mal sich panisch die Backen voll zu stopfen wenn es frisches Futter gibt, nur um es dann an seinem „Geheimplatz“ wieder raus zu lassen. Die einzigen, die ihm sein Futter streitig machen könnten, wären wir zwei gewesen und solange es Pizza oder Raclette gibt, werde ich einen grossen Bogen um Hamsterfutter machen. - Hamster sind kleine Architekten
Den Käfig auszumisten bringt immer ein wenig den Architekten in uns raus. Wir überlegen uns, wo wir seine kleine Wohnung als nächstes platzieren, wo die Brücke zur Plattform aufgebaut werden soll und wo genug Holzspähne liegen soll, damit er sich seinen Schlafpaltz dort einrichten kann. Wenn man alle zwei Monate wieder den Käfig ausmistet, kann man hier schon kreativ werden. Nur um dann herauszufinden, dass der kleine am nächsten Morgen sowieso wieder alles anders gemacht hat. Die schön verteilte Holzspähne liegt irgendwo auf einem Haufen aufgetürmt. Das Essen aus dem Napf ist auf ein paar Ecken verteilt und Schlafen kann man sowieso am besten, wenn man noch ein wenig Spähne in sein Häuschen reinstopft und es sich dann dort bequem macht. Egal, wie wir es uns vorgestellt haben und wie gut unsere Absichten dabei waren. Er macht es wieder anders. - Hamster brechen gerne mal aus
Zweimal hat es der kleine geschafft, aus seinem Käfig auszubrechen. Beide Male aber mit grosszügiger, menschlicher Hilfe in Form eines offen gelassenen Gitters. Beeindruckend war aber trotzdem, dass er es dann von auf dem Käfig bis runter auf den Boden geschafft hat. Ich hab nämlich nachgemessen. Der erste Sprung von seinem Käfig bis runter auf die Fläche des Regals beträgt doch 41cm. Von dort aus ging es dann nochmal 72cm bis runter auf den Boden, von dort aus sich ihm die unendlichen Weiten unserer Wohnung erschlossen. Ein kleiner Base-Jumper ohne Wing-Suit sozusagen. Beim ersten Mal war er mutig und ist bis in die Küche geflüchtet. Dort hat er sich dann für einige Stunden in einer kleinen Nische versteckt. Beim zweiten Mal führte ihn sein Weg lediglich zu den Schuhen, wo er es sich zwischen einem paar Sketersch bequem gemacht hat.
So verging die Zeit und wir haben einige spannende Erlebnisse mit ihm gesammelt. Doch so sehr diese auch in unserem Gedächtnis bleiben, so sehr ist es auch schön, wenn man Abends nach Hause kommt und so ein kleiner Nager dort ist. Die Welt da draussen kann so stressig sein. Alle wollen etwas von dir und haben Erwartungen. In der kleinen Welt des Hamsterkäfigs gibt es nur die Erwartung, das der alle 2 Monate gesäubert wird, dass man den Kleinen hin und wieder auf den Arm nimmt und ihm alle paar Tage mit einem Waldbeeren-Drop eine kleine Freude bereitet. Und so beiläufig, wie wir ihm mit diesen kleinen Delikatessen und Streicheleinheiten eine Freude bereitet haben, hat er uns mit seiner Anwesenheit bereichert. Jedes mal, wenn er uns aus unserer Routine geholt hat, indem er zufrieden an einem Erdnüsschen knabberte und uns daran erinnert, das alles nicht so wichtig ist, wie wir es uns gerne einreden.
Der Name, unseres Hamsters, war Gandalf. Doch wir nannten ihn Ghandi.
Gute Reise…