
Es ist Weihnachten, wie jedes Jahr. Und wie jedes Jahr stellt sich auch dieses Mal wieder die Frage, wer alles die «Wir-schenken-uns-dieses-Jahr-nichts»-Regel bricht. Denn sind wir ehrlich: Es gibt immer jemanden, der trotzdem für alle «etwas kleines» besorgt und damit kollektives Unwohlsein bei den Beschenkten auslöst, die sich an die Abmachung halten. Weil auch wenn beteuert wird, dass man nichts als Gegenleistung erwartet, kann man das doch nicht so stehen lassen. Zumindest, bis man sich nach dem Weihnachtsfest wieder im Büro findet und sich alles wieder in der alltäglichen Routine verläuft. Bis zur nächsten Weihnachtsfeier, der nächsten «Wir-schenken-uns-nichts»-Abmachung und der nächsten unangenehmen Situation.
Schenken ist… schwierig geworden. Zumindest wenn man schenken muss. Mit Kindern ist das einfacher. Er steht auf Paw Patrol, sie auf Peppa Wutz. Im Glattzentrum gibt es Unmengen an importierten Fan-Artikeln aus China mit den Gesichtern der Hündchen und Schweinchen drauf und die Chance, dass der/die Kleine etwas doppelt geschenkt bekommt, ist verschwindend gering. Wobei es hier ja nicht um den Becher oder das Plüschtier geht. Weil mal ehrlich: Was interessiert sich ein 3-Jähriger für einen Teller, wenn dieser nicht mit Chase oder Rubble* verziert wäre? Gar nicht. Was die Freude in ihm auslöst, ist, dass ihn sein Lieblingshund von Paw Patrol nun angrinst, wenn er seine Spaghetti fertig gegessen hat. Es geht ihm darum, dass ihm die Sache öfter im Alltag begegnet, die er mag. Der Teller ist nur Mittel zum Zweck.
Und hier ist genau der Punkt erreicht, was ein perfektes Geschenk ausmacht: Solange es individuell auf die beschenkte Person zugeschnitten ist, gibt es kein falsches Geschenk. Der Gedanke hinter dem Geschenk zählt. Das «Ich habe mir überlegt, dass ich dir mit (beliebiger Gegenstand oder Geste) eine Freude machen könnte». Das Wahrnehmen der zu beschenkenden Person. Bei Kindern ist das einfach. Da sie selbst kein Geld haben, um sich ihre Bedürfnisse zu erfüllen, sind sie auf Weihnachten «angewiesen», um eine Playstation 5 zu bekommen. Bei Erwachsenen, die genug verdienen, um sich die Steuern, Krankenkasse und Nintendo Switch leisten zu können, ist das schwieriger. Wobei…
Bei Erwachsenen gibt es einen Punkt, den sie in puncto Geschenkideen voraushaben: Die Geschichte. Nehmen wir an, man möchte seinem Bruder was schenken. Klar ist es eine Möglichkeit, sich zu überlegen, was dieser jetzt in diesem Moment brauchen könnte. Eine neue Säge, ein gemeinsamer Ausflug zu einem FC Zürich-Spiel, um sich gemeinsam ab der Leistung der Mannschaft aufzuregen, ein maskulin männliches Bier-Abo oder einfach ein Gutschein für etwas. Man kann aber auch an die gemeinsam verbrachte Kindheit zurückdenken. An ein Moment, der sehr peinlich oder lustig (oder beides) war und einen kleinen Gegenstand schenken, der darauf anspielt. Dabei geht es auch nicht um die Sache selbst. Sondern mehr darum, dass man sich an diesen Moment zurückerinnert und dabei merkt, wie lange man sich gegenseitig schon auf die Nerven geht.
Schenken kann schwierig sein. Schenken kann aber auch sehr einfach sein. Weil solange man an die Person denkt, für die man sich ein Geschenk ausgedacht hat, kann man nicht falsch liegen. Der perfekte Beweis für diese These? Der hängt an den Kühlschränken unzähliger Grosseltern, Göttis, Onkel und Tanten, gezeichnet von kleinen Künstlern mit wenig finanziellen Mitteln, aber dafür umso mehr Liebe.
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*Ich mag Rubble 🙂
