
Ferien in Mallorca sind super. Man kann das heisse Wetter oder den Wellengang im salzigen Wasser des Mittelmeeres geniessen. Wer Mallorca kulturell erleben möchte, kann einmal im Jahr nach Vilafranca del Bonany gehen und die „Firo del Meló“ feiern. Dort gibt es einen kleinen Markt, an dem regionale Kunsthandwerksgegenstände verkauft werden. Es gibt regionale Verpflegungsstände und zahlreiche, dringend benötigte Sitzgelegenheiten im Schatten. Und natürlich dreht sich sonst alles um Melonen. So werden Informationen zu allen in der Region angebauten Melonenarten weitergegeben. Man kann ausserdem mit Hilfe von Graffitikünstlern seine eigenen Melonen-Graffitis erstellen. Selbstredend gibt es zudem Wettbewerbe für „Die grösste Melone des Jahres“ und ein wohl traditionelles Melonenwettessen und ganz ehrlich… Wen interessierts?
Vilafranca de Bonany ist eine 23.96 km2 „grosse“ Gemeinde auf Mallorca mit gerade einmal 3’197 Einwohnern. Nicht böse gemeint, aber auch die wohl grösste Melone von Mallorca wird im weltweiten Vergleich nicht „Die Grösste von Allen“ sein. Was bringt es mir überhaupt zu wissen, wie gross oder schwer die grösste aller Melonen ist? „Hallo, ich bin Andy. Hast du gewusst, dass die grösste Melone von Vilafranca de Bonany im Jahr 2021 ganze 30 Kilo schwer war? Krass… oder?“. Kein „unnützes Wissen“ könnte für unseren Alltag belangloser sein. Und das Wettessen? Natürlich geht es auch hier darum, mit der immensen Menge an gegessenen Melonen zu beeindrucken. Aber was ist der Sinn dahinter, anderen beim exzessiven Melonenkonsum beizuwohnen? Sie vielleicht sogar noch anzufeuern? „Seht mich an. Ich habe innert drei Minuten sechs Melonen gegessen. Gebt mir meine Medaille und meinen Eintrag in’s Guiness Buch der Rekorde.“ So viel Melonen in so wenig Zeit zu verschlingen ist schlicht sinnlos, wenn nicht sogar verwerflich. Schliesslich gibt es an anderer Stelle auf diesem Planeten unzählige Menschen, die Hunger leiden und froh währen, auch nur eine dieser sinnlos vertilgten Melonen abzubekommen.
Und trotzdem…
Trotzdem bin ich ja jetzt hier und habe Zeit, mich mal nicht um Deadlines, To-Do Listen und Kundenanfragen zu kümmern. Habe mal Zeit, die „Ach so wichtigen“ Dinge des Alltags mal sich selber zu überlassen und mich ausnahmsweise mit den sinnlosen, dafür befreienden Dinge des Lebens auseinander zu setzen. Und habt ihr gewusst, dass eine Melone bis zu 41 Kilo schwer werden kann? Auch spannend: Jede Gemeinde auf Mallorca hat ihren eigenen, kleinen „Dämon“, die alle ihre kleinen, visuellen Eigenheiten haben. Der Dämon von „Capdepera“ steht nun bei uns zu Hause. Ein Wettessen gibt es übrigens nicht. Dafür aber Open-Air-Konzerte am Abend un deine „MiniMelonen-Olympiade“, bei der kleine Melonen zum absolvieren von Sportdisziplinen verwendet werden.
Letzten Endes kann man jedes Fest hinterfragen und kaputt denken. Das Leben macht aber mehr Spass mit den Menschen, die sich selbst für so etwas banales wie „Melonen“ dermassen begeistern können, dass sie ein mehrtätiges Fest rund um das Kürbisgewächs veranstalten . Darum: zeigt mir das Gesicht des stolzen Sieger des „Die grösste Melone des Jahres“-Event, von mir aus auch mit Ruhmeshalle aller vergangenen Gewinnern dieses Contest. Hauptsache, wir leben und feiern den Moment im hier und jetzt.