Mit grossen Erwartungen steckte er den Schlüssel in das Schloss, drehte ihn rasch um und drückte die Türklinke nach unten. Er stoss die Türe auf, schritt schnell in den Raum und stellte erstaunt fest, dass dieser komplett leer war. Keine Truhe mit einem geheimen Schatz. Keine eindrucksvollen Bilder oder antike Gegenstände. Nur ein Fenster, durch das die Sonne den Raum erhellte und somit jeden leeren Winkel gnadenlos enthüllte. Trotzdem verbrachte er einige Zeit damit, etwas zu suchen, das nicht da war. „Es kann doch nicht sein, dass hier einfach gar nichts drin ist!“, dachte er sich, während er den Boden und die Wände nach verstecken Geheimgängen oder Schalter durchsuchte. Doch schon bald musste er sich eingestehen, dass sich in diesem Raum absolut nichts befand. Ausser, er selbst…
Wütend stampfte er auf den Boden. Was soll er allein in einem weissen Raum tun? Wie sollte er seine Zeit hier verbringen? Welche Ziele anstreben und erreichen? Einige Zeit verging, doch so sehr er nach einer Beschäftigung suchte, fand er weiterhin nur die Leere des Raumes. Frustriert begab er sich in die Mitte des Zimmers und legte sich hin. Vielleicht würde sich eine Beschäftigung ergeben, wenn er nur kurz warten würde.
Wie er so dalag und die weisse Decke über sich anstarrte. wollte er weinen. Er dachte an die ganze Zeit und die vielen Anstrengungen, die er auf sich genommen hatte, um in eben diesen Raum zu gelangen. Nur, um am Ende herauszufinden, dass alles vergebens war. Er hätte die Ressourcen, die er für das Erreichen des Zimmers investiert hatte, so viel sinnvoller einsetzen können. Hätte er nur vorher schon gewusst, dass es ihm nichts, absolut gar nichts bringen würde, ausser in diesem weissen, leeren Raum anzukommen. Er kannte dieses Gefühl. Immer, wenn sich diese Enttäuschung in ihm ausweitete, wollte er weinen. Immer aber gab es da auch diese Menschen um ihn herum, die das mitbekommen hätten. Die ihn dann nicht als stark, zielorientiert, strukturiert und zuverlässig gesehen hätten, sondern als zerbrechlich, fehlbar und eben auch menschlich. Hier aber in diesem weissen, leeren Raum, war er allein und wie ihm so diese Gedanken durch den Kopf gingen, find die weisse Decke langsam an, unscharf zu werden. Kurz darauf fühlte er eine Träne, die seitlich an seinem Kopf langsam in seine Haare floss und ehe er sich versah, weinte er. Für sich allein in einem leeren, sonnenbeleuchteten Zimmer.
Einige Zeit verging und die Sonne, die dem Zimmer Licht und Wärme spendete, ging langsam unter. Er fühlte, wie die Kälte langsam durch das geöffnete Fenster in den Raum schlich. Sein Blick wendete sich von der Decke hinüber zum offenen Fenster. All die Dinge, die da Draussen auf ihn warteten, fielen ihm wieder ein. All die Beziehungen, die er in seinem Leben geknüpft ha und die er weiterführen wollte. Und auch all die Verpflichtungen, die es noch zu erledigen gab. Oder die zumindest erledigt werden sollten. Er wusste, dass er nicht für immer hier liegen bleiben konnte. Also stand er auf, ging langsam zurück zur Tür, öffnete diese und Schritt wieder hinaus. Er schloss die Tür hinter sich, verriegelte mit dem Schlüssel das Schloss und steckte diesen behutsam in seine Tasche. Denn vielleicht wird er eines Tages wieder diese Leere finden müssen.